Hast du gerade deine Endabrechnung bekommen und fragst dich jetzt, ob du zu viel Gas verbrauchst bzw. wie hoch ein normaler Gasverbrauch ist?
Ich zeige dir in diesem Artikel, welcher Gasverbrauch statistisch normal ist, welche Einflussfaktoren es gibt und was du tun kannst, um deinen Gasverbrauch im Auge zu behalten, damit die nächste oder vielleicht sogar die erste Endabrechnung keine böse Überraschung wird.
Durchschnittlicher Gasverbrauch
Da der tatsächliche Gasverbrauch von vielen verschiedenen Faktoren abhängig ist, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten einen ungefähren, durchschnittlichen Gasverbrauch zu berechnen.
Die einfachste Faustregel lautet 140 Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter Wohnfläche, wenn Heizung und Warmwasser mit Gas erwärmt werden. Nicht immer wird der Gasverbrauch in Kilowattstunden angeben, Kubikmeter sind ebenfalls üblich.
Ein Kubikmeter (m³) Gas entspricht in etwa 10 kWh, oder andersherum kann man sagen, dass 1 kWh etwa 0,1 m³ Gas entsprechen. Diese Umrechnung ist nicht ganz genau, aber es gut sie zu kennen, denn der Gaszähler in deinem Haus oder deiner Wohnung zählt den Gasverbrauch in Kubikmetern, während auf der Endabrechnung die Kilowattstunden angegeben werden.
Bei sehr großen Wohnungen oder, wenn viele Personen in einem Haushalt leben, kannst du sicherheitshalber 10 oder 20 kWh draufschlagen und mit 150 oder 160 kWh pro Quadratmeter Wohnfläche rechnen.
Mit Wasser oder ohne?
In manchen Haushalten wird Gas genutzt, um die Heizung zu betreiben. In anderen Haushalten wird das Gas für die Heizung und die Bereitstellung von Warmwasser genutzt. Wie du dir sicher vorstellen kannst, macht das einen erheblichen Unterschied auf der Endabrechnung.
Laut Energieversorger E.on sieht die Verteilung folgendermaßen aus:
Wohnfläche | Durchschnittl. Gasverbrauch (Nur Heizen, in kWh/Jahr) | Durchschnittl. Gasverbrauch (Heizen und Warmwasser, in kWh/Jahr) |
---|---|---|
40 m² | 5.600 | 6.400 |
60 m² | 8.400 | 9.600 |
80 m² | 11.200 | 12.800 |
100 m² | 14.000 | 16.000 |
120 m² | 16.800 | 19.200 |
140 m² | 19.600 | 22.400 |
Ich finde es schwierig, sich an solchen Pauschalen zu orientieren. Sie sind nicht mehr und nicht weniger als der Durchschnitt und es gibt zu viele Faktoren, die Einfluss darauf haben, wie viel Gas du oder du und deine Familie am Ende wirklich verbrauchen.
Von welchen Faktoren hängt der Gasverbrauch ab?
Warum es so schwierig ist den Gasverbrauch an Orientierungshilfen zu messen wird schnell klar, wenn man sich die Liste der potenziellen Einflussfaktoren auf den Gasverbrauch anschaut und das eine kann ich dir sagen, es gibt sehr viel mehr als nur die Wohnfläche.
Viele der Punkte, die besonders hohen Einfluss auf den Gasverbrauch haben, betreffen das Gebäude selbst bzw. die Bedingungen vor Ort. Dazu gehören:
- Energetischer Zustand des Hauses (Altbau, modernisiert, Neubau)
- Lage einer Wohnung im Mehrfamilienhaus (Erdgeschoss und Dachgeschoss verbrauchen zwischen 30% und 40% mehr Energie)
- Wohnfläche
- Anzahl der Außenwände (Mehr Außenwände bedeuten, dass mehr geheizt werden muss)
- Art des Gebäudes (Mehrfamilienhaus oder Einfamilienhaus)
- Reihenhaus oder frei stehendes Einfamilienhaus
- Warmwasserbereitung (mit Gas oder Strom z.B. Durchlauferhitzer)
- Gasherd
- Alter der Gasheizung
- Art der Gasheizung (Gaszentralheizung vs. Gasetagenheizung)
- Wartungszustand der Heizung
Diese Liste von Einflussfaktoren hat die schon gereicht? Es gibt aber noch eine zweite Gruppe und die hat auch viel Einfluss auf den Gasverbrauch, nämlich die Bewohner selbst. Hier hängt der Gasverbrauch von folgenden Dingen ab:
- Anzahl der Personen eines Haushalts
- Familiäre Situation (Kleinkinder oder Ältere haben oft einen höheren Wärmebedarf)
- Individuelles Wärmeempfinden und darauf basierendes Heizverhalten
- Dauer der Heizperiode
- Anwesenheit in den Wohnräumen
- Warmwasserverbrauch (falls Warmwasserbereitung mit Gas erfolgt)
Wie du siehst, es ist nicht so ganz einfach den Verbrauch wirklich exakt vorherzusagen, denn ein wichtiger Faktor fehlt in den beiden Listen. Die Qualität des Gases und die Frage, ob es sich um H-Gas oder L-Gas handelt.
H-Gas, L-Gas und Gasqualität
H-Gas, L-Gas und Gasqualität, das hört sich verrückter an, als es tatsächlich ist, aber es ist wichtig, dass du diese Dinge mal gehört hast, denn auch sie haben einen nicht ganz unerheblichen Einfluss auf dein Endabrechnung.
Erdgas ist ein Naturprodukt und das beutete, dass die Qualität schwanken kann. Je nach Zusammensetzung kann der Brennwert zwischen 8 und 13 kWh pro m³ Gas liegen.
In Deutschland gibt es zwei verschiedene Erdgasarten. Es gibt das L-Gas (Low calorific gas) mit einem geringeren Methangehalt und damit einem geringeren Brennwert und es gibt H-Gas (High calorific gas) mit einem höheren Brennwert. Die Gasart und damit der Brennwert unterscheiden sich je nach Herkunft des Gases.
Hinweis: Bei der Marktraumumstellung (MRU) werden bis 2030 nach und nach, alle noch übrigen L-Gas Gebiete auf H-Gas umgestellt. Mehr dazu kannst du auf der Seite der Bundesnetzagentur nachlesen.
Böse Überraschungen vermeiden
Eben, weil es so schwer ist, alle Faktoren zu berücksichtigen und eine genaue Prognose über den Gasverbrauch zu treffen, gibt es immer wieder hohe Nachzahlungen bei der Jahresendabrechnung. Mit einem einfachen Trick lässt sich das relativ einfach vermeiden.
Wenn du gerade in ein Haus oder eine Wohnung mit Gasheizung eingezogen bist, dann schreib dir jeden Monat den Zählerstand auf und vergleich den tatsächlichen Verbrauch mit dem geschätzten Verbrauch des Energieversorgers. Übrigens, auch wenn es nach einem Umzug erstmal einfacher ist beim Grundversorger zu bleiben, nimm dir den Moment und vergleiche die Gasanbieter. Nur so kannst du vom ersten Monat an zu viel zu bezahlen.
Solltest du frühzeitig merken, dass es eine große Abweichung geben sollte und ihr deutlich mehr Gas verbraucht, dann kannst du bei deinem Gasversorger den Abschlag erhöhen. Alternativ kannst du es auch einfach laufen lassen und dir jeden Monat einen passenden Betrag zur Seite legen. So sparst du dir ein kleines Polster an, um die Endabrechnung abfedern zu können.
Ist das Gegenteil der Fall und du merkst, dass der Verbrauch erheblich niedriger ist, kannst du mit deinem Versorger eine Senkung der Abschläge besprechen. Du kannst es auch laufen lassen und dich auf eine Rückzahlung freuen.
Wichtig ist nur, dass du bedenkst, dass du den Sommer nutzt, um für den Winter vorauszuzahlen, denn logischerweise ist der Gasverbrauch im Winter deutlich höher.
Fazit
Durchschnittswerte für den Gasverbrauch eignen sich, falls du vergleichen möchtest, ob du in deinem Haushalt besonders viel oder vielleicht auch besonders wenig Gas verbrauchst. Sie können auch dafür genutzt werden, den zu erwartenden Verbrauch in einem neuen Haus oder einer neuen Wohnung einzuschätzen.
Genauer und sicherer ist es, den Gasverbrauch Monat für Monat zu überwachen. So kannst du schnell reagieren, falls du den Verbrauch falsch geschätzt hast.
Laut Statistik ist ein Gasverbrauch von 140 Kilowattstunden (kWh) pro Quadratmeter Wohnfläche. Dieser Wer kann in Abhängigkeit von der Wohnsituation, der Gasqualität, dem Gebäude und natürlich der Länge des Winters stark variieren.