Kann man mit ETFs sein ganzes Geld verlieren?

ETFs sind sicher und versprechen gute Renditen. Diese beiden Punkte machen sie so attraktiv für Privatanleger. Man sollte aber niemals blind auf irgendein Finanzprodukt vertrauen, so auch nicht auf die ETFs.

Ein häufiges Argument gegen ETFs, das ich auch sehr oft höre, du investierst damit ja an der Börse, also kannst du doch auch alles verlieren, wenn ein Börsencrash kommt.

Stimmt das, kann man mit ETFs sein ganzes Geld verlieren? Dieser Frage will ich in diesem Artikel nachgehen.

So machen ETFs ihre Rendite

Bevor wir uns damit beschäftigen, ob man mit ETFs alles verlieren kann, werfen wir erst mal einen Blick darauf, wie ETFs ihre Rendite erwirtschaften. Das ist wichtig, denn daraus ergeben sich viele Dinge, die für uns Privatinvestoren wichtig zu wissen sind.

ETFs stehen gerne in der Kritik, weil man im Grunde in Firmen investiert, die bereits gut laufen und mit denen es eigentlich nur bergab gehen kann, also über kurz oder lang. Ich kann diese Kritik nicht verstehen, denn bei einem ETF geht es ja eben genau nicht darum, den Markt schlagen zu wollen. Es geht nicht darum, die Aktie zu finden die in der nächsten Zeit am meisten zulegen wird.

Es stimmt, mit einem ETF hast du Anteile an Firmen, die ihren höchsten Stand vielleicht schon erreicht haben und die in Zukunft an Wert verlieren. Du hast aber auch die Aktien im Portfolio, die in den nächsten Wochen und Monaten durch die Decke gehen können. Das funktioniert natürlich nur dann, wenn du einen sehr breit diversifizierten ETF nutzt oder dein Portfolio entsprechend aufbaust, was ja aber auch das Ziel der ETFs ist.

So gibt es immer Firmen bzw. Aktien, die dafür sorgen, dass unterdurchschnittliche Leistungen anderen Wertpapiere ausgeglichen werden und die Rechnung scheint ja aufzugehen, wenn man sich mal anschaut, dass ein ETF auf den MSCI World durchschnittlich mehr als 7 % Rendite pro Jahr erzielt.

Kann man mit ETFs Geld verlieren?

Die ursprüngliche Frage war ja, ob man mit ETFs alles verlieren kann und da lautet die Antwort nein, das bedeutet aber nicht, dass du nicht trotzdem Geld verlieren kannst.

ETFs bestehen aus Aktien und wenn wir eine Wirtschaftskrise erleben, dann kann auch ein ganzer Index mal kräftig an Wert verlieren. Selbst ein breit diversifizierter ETF auf den MSCI World mit etwa 1600 Wertpapieren kann einen Wertverlust von bis zu 50 % hinlegen.

Jetzt kommt aber das Wichtige an der ganzen Sache. Selbst wenn ein ETF einen derart deutlichen Wertverlust hinlegt, kannst du dir sicher sein, dass er auch wieder steigen wird. Anders kann es bei einzelnen Aktien aussehen. Verliert die Aktie eines einzelnen Unternehmens an Wert und erholt sich nicht mehr, dann ist das Geld futsch.

Ein ETF auf MSCI World oder ein FTSE All World beinhalten die ganze Weltwirtschaft und die werden immer wieder neue Höchststände erreichen, auch nach einer Krise oder einem Crash.

Die Wirtschaft und der Fortschritt lassen sich nicht aufhalten und so kannst du dich als Investor in die Weltwirtschaft, mit einem breit gestreuten ETF und einem Zeitraum von mindestens 15 Jahren, auf eine quasi sichere Rendite von ca. 8 – 9 % freuen.

Bloß nicht in Panik verkaufen

Ich weiß selber wie schwer das ist, die Kurse sinken jeden Tag immer weiter und das Geld im Depot wird auch immer weniger. Ich kann verstehen, dass da in den Köpfen von weniger disziplinierten Investoren alle Alarmglocken anspringen und retten, was zu retten ist, Gedanken aufkommen.

Solange du keine Anteile verkaufst, hast du auch noch kein Geld verloren. Es ist egal, was der Kurs sagt, was dein Depot sagt, alles egal. Solange du nicht anfängst, deine Anteile zu verkaufen, hast du noch kein Geld verloren. Erst, wenn du anfängst in Panik unter dem ursprünglichen Kaufwert zu verkaufen, machst du Minus.

Unter ETF-Anlegern hört man oft von einer Buy & Hold Mentalität und genau das macht es aus. Du kaufst deine ETF-Anteile und du hältst sie, egal was kommt. Das ist der Plan und jetzt ist Schluss mit der Motivationsrede.

Vorsicht vor Themen-ETFs

Die Sicherheit, die ein weltweit, diversifizierter ETF bringt, gilt nicht grundsätzlich für alle ETFs. Es gibt Themen-ETFs, die sich auf z.B. einen thematischen Schwerpunkt oder eine spezielle Branche spezialisieren.

Themen ETFs konzentrieren sich beispielsweise auf Solarenergie, Uran, Batterietechnik aber auch Oldtimer, Gesundheit oder Konsum. Bei einer so fokussierten Ausrichtung ist das Risiko dafür, dass sich ein ETF nach einem Einbruch nicht mehr erholt, erheblich höher.

Also immer darauf achten, ob der ETF in den du investieren willst ein Themen ETF ist. Nur weil ETF dran steht, bedeutet das nicht automatisch, dass nichts passieren kann.

Kann ein ETF Pleite gehen?

Nein, ein ETF kann nicht Pleite gehen. Selbst bei kleineren ETFs ist die Chance, dass alle Unternehmen, deren Wertpapiere im Index enthalten sind, gleichzeitig an Wert verlieren, relativ unrealistisch. Bei den ETFs auf die großen Indizes ist das quasi unmöglich, denn es müsste die ganze Wirtschaft weltweit auf einmal ihren Wert verlieren.

Was passieren kann ist, dass die Bank, die den ETF herausgibt insolvent geht. Auch das ist kein Problem, denn ETFs gehören zum sogenannten Sondervermögen, werden getrennt aufbewahrt und sind selbst bei einer Insolvenz der Bank sicher.

Wenn dieser Fall eintreten sollte, dann werden die von der Bank herausgegebene ETFs aufgelöst und die Anleger werden zum aktuellen Marktpreis ausgezahlt. Besser wäre der Fall, dass ein Konkurrent den ETF übernimmt, denn in dem Moment, indem du ausgezahlt wirst, fällt auf den Betrag Kapitalertragssteuer an.

Jetzt könntest du natürlich denken, was ist denn, wenn so ein ETF aufgelöst wird und der Markt ist gerade im Keller? Dann kannst du das Geld auf schnellsten Wege, in einen vergleichbaren ETF investieren, der ja auch im Keller ist und dessen Anteile entsprechend günstig sind. Geht es dann wieder aufwärts mit der Wirtschaft, wächst auch dein Depotvermögen wieder mit. Du verlierst also selbst in so einem Fall kein Geld.

Mit dem richtigen ETF das Risiko minimieren

Um dein Geld zu schützen, gibt es ein paar Grundkriterien, die ein ETF in den du investieren möchtest, aufweisen sollte. Diese Kriterien geben dir wichtige Anhaltspunkte über die Qualität, Liquidität und Sicherheit des ETFs.

Das Fondsvermögen sollte minimal 50 Mio. Euro betragen, besser noch ist ein Fondsvermögen über 100 Mio. Euro. In dieser Größenordnung ist nicht davon auszugehen, dass der ETF wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit aufgelöst wir.

Der Fonds sollte mehr als drei Jahre alt sein. Auch hier geht es darum, dass der ETF etabliert ist und nicht doch wieder vom Markt genommen wird.

Die Volatilität sollte nicht über 20 % liegen, sonst können die Schwankungen des ETFs doch sehr heftig ausfallen.

Investiere kein Geld, das du vielleicht für andere Ausgaben benötigst. Das ist wichtig, damit du nicht gezwungen bist Anteile zu verkaufen, wenn der Kurs niedrig ist.

Ein ETF, mit einer großen Zahl Wertpapieren im zugrundeliegenden Index, bedeutet immer eine bessere Risikostreuung.

Kontrahenten-Risiko bei einem Swap-ETF

Bei Swap-ETFs werden nicht einfach die Aktien des Index nachgekauft, wie es bei physisch replizierenden ETFs der Fall ist. Stattdessen geht der ETF-Anbieter einen Vertrag mit einem Swap-Partner ein. Der ETF-Anbieter bekommt die Entwicklung des Index zugesichert und gibt dem Partner dafür Sicherheiten in Form von Geld oder Wertpapieren.

Diese synthetische Replikation erlaubt zwar, dass ein Index und dessen Wertentwicklung noch genauer als bei der physischen Replikation nachgebildet werden kann, es gibt aber auch einen Hacken. Geht einer der Partner insolvent kann ein Verlust entstehen.

Zwar entsteht kein Totalverlust, denn es dürfen bei einem Ausfall eines der Partner nicht mehr als 10 % des Fondsvermögens verloren gehen, aber je nach investierter Summe kann, das auch schon weh tun.

Fazit

Als Investor in ETFs musst du dich nicht vor einem vollständigen Verlust deines Geldes fürchten. Es kann passieren, dass eine Krise die Kurse fallen lässt, aber mit der Zeit wird der ETF bzw. die Wirtschaft das wieder ausgleichen.

Mit ausreichen großen ETFs, die eine Vielzahl von Wertpapieren enthalten und einem Anlagezeitraum der mindestens 15 Jahre, besser länger beträgt, bist du auf der sicheren Seite und musste dir auch über kurzfristige Einbrüche keine Sorgen machen. Sieh es doch lieber so, wenn die Kurse im Keller sind, kannst du günstig Anteile kaufen, die dir später noch mehr Rendite bringen.

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