Es ist eines der vielleicht wichtigsten Verkaufsargumente der ETFs, sie sind günstig. Aber günstig ist ja nicht kostenlos, also werden sie ja am Ende doch irgendwas kosten und genau darum geht es in diesem Artikel.
Ich gebe dir einen schnellen Überblick darüber, mit welchen Kosten und Gebühren du bei ETFs zu rechnen hast und hinter welchen Begriffen sie sich verstecken. Eine Sache bleibt aber Ende, ETFs bilden einen Index passiv nach und machen ein aktives Fondsmanagement überflüssig. So sind und bleiben sie in jedem Fall günstiger als ein aktiv gemanagter Fonds.
Die folgenden Kosten und Gebühren erwarten euch bei ETFs:
- Total Expense Ratio (TER)
- Transaktionskosten
- Swap-Gebühren falls Swap-ETF
- Depotgebühren
- Transaktionskosten im Broker
- Spread
- Steuern
Sieht nach viel Fachwissen aus? So schlimm ist es gar nicht und in den folgenden Absätzen erkläre ich dir jeden Punkt kurz.
Total Expense Ratio (TER)
Die Abkürzung TER also Total Expense Ratio taucht immer wieder auf, wenn es um ETFs geht. Übersetzen kann man Total Expanse Ratio in etwa mit Gesamtkostenquote, was aber leider nicht ganz stimmt und irreführend ist. Die TER umfasst nicht alle Kosten für einen ETF, sondern nur die laufenden Kosten, die jährlich fällig werden.
Die folgenden Kosten sind meist Teil des TER:
Verwaltungsgebühren: Zwar ist ein ETF erheblich günstiger als ein aktiv gemanagter Fonds, aber so ein paar Verwaltungsgebühren fallen dann doch an. Neben den Kosten für die Verwaltung stecken z.B. auch die Kosten für die Wirtschaftsprüfung des Portfolios in diesem Punkt.
Lizenzgebühren: Ebenfalls im TER enthalten sind die Lizenzgebühren, die ein ETF-Anbieter na den Index, den er nachbildet, zu zahlen hat.
Marketing- und Vertriebskosten: ETFs werden beworben und es gibt auch für jeden ETF Marketing-Material wie z.B. Broschüren. Auch diese Kosten für Marketing und Vertrieb sind Teil des TER.
Das Gute an der TER ist, dass sie bereits im Kurs des ETFs enthalten ist und die Anbieter die Kosten direkt vom Fondsvolumen abziehen. Für uns bedeutet das, dass wir einfach ein paar ETFs vergleichen können und anschließend den, mit der niedrigsten TER wählen.
Kleines Beispiel, der iShares MSCI ACWI UCITS ETF (Acc) hat eine Gesamtkostenquote von 0,20 %, was bedeuten würde, dass bei einer Anlagesumme von 2.000 Euro ziemlich genau 4 Euro Gebühren pro Jahr entstehen würden. Diese Summe zieht der Anbieter automatisch von der Rendit ab und wir müssen uns um nichts kümmern.
Weitere Kosten bei ETFs
Weil es neben der TER aber noch einige andere Kosten gibt, die entstehen können, bekommst du hier einen kurzen Überblick. Die meisten der folgenden Kosten und Gebühren sind eher als indirekte Kosten zu betrachten, denn sie haben weniger mit dem ETF selbst zu tun.
Depotgebühren
Viele Online-Broker und Direktbanken erheben sie zwar mittlerweile gar nicht mehr, aber ein paar Fälle gibt es doch noch, in denen eine jährliche Depotgebühr fällig wird. Da man ein Depot braucht, um ETFs handeln zu können, kann man beispielsweise Depotgebühren als indirekte Kosten betrachten.
Transaktionskosten
Es gibt zwar Unterschiede, in welcher Form eine Transaktionsgebühr erhoben wird, aber du wirst bei keinem Broker drumherum kommen, eine Gebühr für den Kauf oder Verkauf von ETFs zu bezahlen. Bei manchen Brokern zahlst du eine feste Pauschale pro Kauf, bei anderen ist die Gebühr prozentual vom Kaufvolumen abhängig.
Transaktionskosten auf Fondsebene
Um den zugrundeliegenden Index exakt nachbilden zu können, müssen ETFs von Zeit zu Zeit einzelne Aktien verkaufen oder nachkaufen. Natürlich sind auch diese Transaktionen mit Kosten verbunden.
Spread
Beim Spread handelt es sich einfach gesagt, um Differenzen zwischen An- und Verkaufspreisen an der Börse.
Swap-Gebühren
Dieser Punkt betrifft nur die sogenannten Swap-ETFs, also ETFs, die mit Tauschgeschäften die Indexrendite absichern. Für diese Swaps fallen ebenfalls Gebühren an.
Die Gesamtkosten für einen ETF wirst du nirgendwo finden, immerhin sind es zu viele Variablen, die auch davon abhängen, wann und wo du den ETF kaufst bzw. bei welchem Broker du dein Depot hast und so weiter. Es gibt aber eine Möglichkeit, die Gesamtkosten ohne wildes Herumrechnen zu vergleichen, nämlich mit der Tracking-Differenz.
Tracking-Differenz
Keine Sorge, ich mach es kurz.
Das Ziel eines ETFs ist es, den jeweiligen Index möglichst genau nachzubilden. Das wird aber nicht immer möglich sein, denn es gibt ja so einige Kosten, die direkt von dem ETF-Anbieter abgezogen werden. So entsteht eine Differenz zwischen der Entwicklung des Index und der Entwicklung des ETFs.
Nehmen wir mal an, du hast einen ETF der eine Wertentwicklung von 7,6 Prozent hat. Der Index der nachgebildet wird, liegt allerdings bei einer Wertentwicklung von 7,8 Prozent, dann hast du eine Differenz von 0,2 Prozent und das ist deine Tracking-Differenz.
Gut zu wissen ist an dieser Stelle, dass wenn du einen ETF mit einer TER von 0,25 Prozent hast, die Tracking-Differenz aber nur 0,2 Prozent beträgt, dann zahlst du auch nur die 0,2 Prozent am Ende des Jahres.
Natürlich kann die Tracking-Differenz auch deutlich über der TER des ETFs liegen, das wäre dann eher ungünstig, weil dir dadurch Rendite verloren geht.
Durch Wertpapierleihe oder optimiertes Sampling (es werden nicht alle Aktien des Index eins zu eins nachgekauft), kann es sogar passieren, dass die Tracking-Differenz negativ ausfällt und der ETF den Vergleichsindex schlägt. Passiert selten, aber kann es geben.
Wenn du dir die Tracking-Differenz für deinen oder deine ETFs anschauen willst, dann empfehle ich dir die Seite trackingdifferences.com.
Steuern bei ETFs
Jetzt auch noch Steuern?!?
Na klar, denn Steuern sind ein wichtiger Kostenfaktor, immerhin fallen bei jedem Verkauf und bei jeder Gewinnausschüttungen Steuern an, die man auch als Kosten betrachten kann, denn sie vermindern die Rendite.
Wenn du deine ETF-Anteile verkaufst, zahlst du Steuern in Höhe von 26,375 %. Dieser Wert setzt sich aus Abgeltungssteuer (25 %), dem Solidaritätszuschlag (5,5 % der Abgeltungssteuer) und Kirchensteuer, falls du einer Kirch angehörst, zusammen. Das Abführen dieser Steuern erledigt die Bank direkt und automatisch für euch.
Analyseparalyse vermeiden
Jetzt wo du weißt, welche Kosten und Gebühren es bei ETFs gibt, kann ich dir nur raten, es mit dem Vergleichen zu sehr zu übertrieben. ETFs sind günstig und Stunden, Tage oder sogar Wochen in Vergleiche zu stecken, um dann 0,01 Prozent besser dazustehen, lohnt sich meistens nicht wirklich.
Solange du darauf achtest, einen günstigen Broker zu wählen und einen ETF mit niedriger TER zu nutzen, hast du schon einen Großteil richtig gemacht. Wenn du es etwas genauer haben willst, dann wirf auch gerne einen Blick auf die Tracking-Differenz bevor du dich für einen ETF entscheidest, viel mehr muss dann aber auch nicht unbedingt sein.