ETFs für Anfänger: So fängst du an ETFs zu handeln

Du hast überhaupt keine Ahnung von ETFs, möchtest aber gerne damit beginnen, dein Geld in diese Anlage, von der du schon so viel gehört hast, zu investieren? Dann bist du bei mir genau richtig, denn in diesem Artikel, der sich speziell an ETF-Anfänger richtet, bekommst du alles wichtigen Informationen, um direkt loslegen zu können.

Wichtige Begriffe rund ums Thema ETFs

Wenn man sich mit einem neuen Thema beschäftigt, dann ist es immer gut und hilfreich, wenn man die wichtigsten und häufigsten Begriffe irgendwo nachlesen kann, so geht es mir zumindest, wenn ich in neue Themen einsteige.

Börse: Die Börse ist der Marktplatz, auf dem Anleger ihre Wertpapiere kaufen und verkaufen können, so auch ETFs.

Index: Ein Index ist eine Sammlung an Wertpapieren, die einen bestimmten Markt abbildet. Enthalten können Aktien, Anleihen, Währungen, Fonds oder auch Rohstoffe sein.

Aktienindex: Wie der Index bildet der Aktienindex einen bestimmten Markt oder ein bestimmtes Land ab. Enthalten sind in diesem Index allerdings nur Aktien.

Indexfonds: Indexfonds sind Fonds, die einen bestimmten Index möglichst genau nachbilden. Unsere ETFs sind z.B. Indexfonds.

Anleihe: Anleihen sind Wertpapiere, die an der Börse gehandelt werden. Wer eine Anleihe verkauft, erhält dafür Geld. Mit der Anleihe erwirbt der Käufer das Recht auf Rückzahlung des gezahlten Betrages inklusive Zinsen.

Aktien: Aktien sind Wertpapiere, die sozusagen ein Anteil eines Unternehmens darstellt. Wer Aktien von einem Unternehmen kauft, wird zum Miteigentümer des Unternehmens.

Rendite: Die Rendite ist der jährliche Ertrag deiner Geldanlage. Sie wird in Prozent angegeben und sagt dir, in welchem Verhältnis dein Gewinn zum angelegten Kapital steht.

Total Expense Ratio (TER): Eine Abkürzung, der man häufig über den Weg läuft. Als TER werden die jährlichen Kosten von Investmentfonds bezeichnet.

Diversifikation: Diversifikation bedeutet, die Geldanlage so zu streuen und zu verteilen, dass das Risiko für Verluste möglich gering ist.

ETF in drei Sätzen erklärt

ETFs (Exchange Traded Funds) sind Indexfonds, die an der Börse gehandelt werden. Ein ETF bildet die Wertentwicklung eines bestimmten Index, wie zum Beispiel den MSCI World, den DAX oder den FTSE All World, möglichst exakt nach. ETFs brauchen keinen Fondsmanager, da sie einfach nur den Index nachbilden, weswegen sie als passive und günstige Anlage besonders beliebt sind.

Sind ETFs für Anfänger geeignet?

ETFs sind absolut für Anfänger geeignet, denn sie nehmen dir viele Dinge ab, die du sonst beim Investieren falsch machen könntest.

So wird beispielsweise der Betrag, den du in einen ETF investierst, auf eine Vielzahl einzelner Aktien verteilt. Bei einem ETF auf den MSCI World Index sind es etwa 1600 einzelne Aktien von Unternehmen aus der ganzen Welt. Kommt ein Unternehmen aus diesem Index in wirtschaftliche Nöte, ist das für dich kein Problem, denn der Anteil an dem einen Unternehmen ist sehr gering und es sind noch ganz viele andere da, die das ausgleichen.

Die breite Diversifikation macht ETFs schon sehr sicher, aber es gibt noch ein Rettungsnetz, dass sie noch sicherer macht. ETFs gelten als Sondervermögen und werden von den Anbietern separat geführt. Selbst wenn ein ETF-Anbieter pleitegehen sollte, ist das Geld der Anleger sicher.

ETFs bilden den zugrundeliegenden Index immer exakt nach. Das macht ETFs günstig, z.B. sind die laufenden Kosten erheblich günstiger als bei aktiv verwalteten Fonds. Die Kosten von ETFs liegen im Schnitt bei etwa 0,25 Prozent der Anlagesumme pro Jahr. Günstige ETFs liegen sogar noch weit darunter.

In einer Hinsicht sind ETFs manchmal schwierig für Anfänger. Tritt eine weltweite Krise ein, unter der auch die Wirtschaft leidet, dann wird auch ein ETF an Wert verlieren. In solchen Situationen gilt es, besonders als Anfänger, Ruhe bewahren und bloß nicht alle Anteile aus Panik verkaufen. Durch ihre lange Laufzeit gleichen ETFs kurzfristige Wertverluste quasi immer aus. Deswegen spricht man bei ETFs auch oft davon, dass sie als Anlage nur dann geeignet sind, wenn man bereit ist mehr als 15 Jahre am Ball zu bleiben.

Schritt für Schritt zum ersten ETF

Geldanlage und Vermögensaufbau wirken immer wie ein übermächtiges Thema, das für den einfachen Sparer viel zu kompliziert ist. Glaub mir, nach diesem Artikel hast du schon genug von ETFs verstanden, um richtig Spaß am Investieren zu haben.

Als Anfänger braucht es nur drei Schritte, um mit dem ersten ETF loszulegen:

  1. Depot eröffnen
  2. Index auswählen
  3. ETF(s) auswählen

Wenn du alle drei Punkte abgearbeitet hast, dann steht deiner ersten Investition nichts mehr im Wege und es macht dabei auch keinen Unterschied, ob du einen Sparplan nutzen möchtest, erst mal einen größeren Betrag einzahlen willst oder beides auf der Liste hast.

Ein Depot eröffnen

Um als Anfänger in ETFs investieren zu können, brauchst du ein Wertpapierdepot. Ein solches Depot bekommst du am einfachsten bei einer Direktbank oder einem Online-Broker. In dem Depot werden die gekauften Anteile der ETFs für dich verwahrt. Nachfolgend findest du Anbieter von Depots, bei denen ich jederzeit ein Depot eröffnen würde, wenn ich noch keines hätte.

Comdirect
150 kostenlose ETF-Sparpläne ab 25 Euro Sparrate

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Scalable Capital
Über 2.000 ETFs gebührenfrei besparen

Smartbroker
Aktien, Anleihen, Fonds, ETFs, Zertifikate, Optionsscheine und kostenlose Sparpläne

Consorsbank
Bester Online-Broker (Focus Money) und kostenlose Depotführung

Neobroker oder auch Online-Broker gelten allgemeinen hin als etwas günstiger, da sie sich stark auf den Handel mit Wertpapieren fokussiert haben. Direktbanken bieten aber auch günstige Gebühren und oft auch ETFs, die kostenlos in einem Sparplan bespart werden können. Auch wenn die Gebühren bei den Direktbanken etwas höher ausfallen können, so bieten sie oft ein breiteres Spektrum an Produkten.

Den passenden Index auswählen

Ein ETF bildet einen Index nach, das hatte ich ja bereits erwähnt. Da aber kein Index gleich ist, kannst du dir ruhig einen Moment nehmen und die verschiedenen Indizes miteinander vergleichen, um ein Gefühl für die Größe des jeweiligen Index und seine Zusammensetzung zu bekommen.

Interessant ist ein Blick auf die Zusammensetzung des Index. Achte darauf, einen Index als Grundlage zu wählen, der eine Maximalgewichtung der einzelnen Wertpapiere verwendet. So verringert sich das Risiko, dass der Index zu stark von einzelnen Wertpapieren beeinflusst wird.
Als Einsteiger kann ich dir nur raten, dich an die Indizes zu halten, die möglichst breit gestreut Aktien aus Industrie‑ und Schwellenländer beinhalten. Besonders zu empfehlen sind ETFs auf den

  • FTSE All World
  • MSCI All Country World Investable Market Index (ACWI IMI)
  • MSCI All Country World Index (ACWI)

ETF für Anfänger auswählen

Bei über 2000 ETFs, die in Deutschland aktuell handelbar sind, ist die Frage nach dem richtigen ETF für Anfänger logischerweise nicht unberechtigt. Als Anfänger hast du die Qual der Wahl dich für einen ETF oder für ein einfaches Portfolio zu entscheiden.

Bei der Wahl des passenden ETFs ist ein Unterschied besonders wichtig. Ein thesaurierender ETF investiert die Rendite, die er erwirtschaftet, in sich selbst und eignet sich, dann besonders gut, wenn du einfach nur sparen willst. Die zweite Variante sind ausschüttende ETFs, die dafür sorgen, dass die Rendite bzw. die Dividenden in regelmäßigen Abständen auf deinem Konto landen. Das Geld kannst du dann für dich nutzen oder selbst reinvestieren.

Wenn es dir um den Aufbau von Vermögen geht, dann nimm einfach einen thesaurierenden ETF.

In nur einen ETF investieren

Die vermutlich einfachste Art in ETFs zu investieren, ist sich für nur einen einzigen ETF zu entscheiden. Für mich gibt es im Grunde zwei ETFs, die ich für die Strategie nutzen würde und sogar tatsächlich selber nutze.

Beide ETFs decken mit einer Kombination aus Industrie- und Schwellenländern etwa 99 % des Weltmarktes ab. Die Gewichtung liegt bei beiden ETFs bei etwa 10 Prozent auf Schwellenländern und 90 Prozent auf Industrieländern.

Was die beiden ETFs unterscheidet ist, dass der SPDR MSCI ACWI UCITS ETF keine kleinen Unternehmen, also Small Caps enthält. So kommt es auch, dass er gegenüber dem Vanguard FTSE All‑World UCITS ETF (Acc) etwa 1000 Positionen weniger enthält.

Der Vanguard FTSE All-World UCITS ETF Distributing wäre eine ausschüttende Variante, falls du nur in einen ETF investieren möchtest.

Ein Portfolio aus zwei ETFs

Während bei den beiden oben genannten ETFs die Gewichtung bei 10 Prozent Schwellenländer und 90 Prozent auf Industrieländer liegt und du an dieser Verteilung wenig ändern kannst, hast du mit einer Kombination aus zwei ETFs volle Kontrolle über die Gewichtung.

So kannst du z.B. den iShares Core MSCI World UCITS ETF (Acc) als ETF für die Industrieländer nutzen und ihn mit dem iShares Core MSCI EM IMI UCITS ETF (Acc) für die Schwellenländer kombinieren. Ein mögliche und die am aller häufigsten empfohlene Gewichtung könnte dann 70 % Industrieländer und 30 % Schwellenländer sein.

Die Verteilung des Geldes regelst du ganz einfach über deinen ETF-Sparplan. Sagen wir du investierst jeden Monat 100 Euro, dann landen davon 70 Euro in dem Developed World ETF und 30 Euro in dem Emerging Markets ETF.

Möchtest du dieses kleine Weltportfolio nicht mit thesaurierenden, sondern mit ausschüttenden ETFs realisieren, dann kannst du dich z.B. für den Vanguard FTSE Emerging Markets UCITS ETF (Dist) in Kombination mit dem Vanguard FTSE Developed World UCITS ETF (Dist) entscheiden.

Portfolio-ETFs für Anfänger

Ebenfalls für Anfänger interessant, können Portfolio-ETFs sein. Hier investierst du zwar auch in nur einen einzelnen ETF, allerdings enthält dieser ETF keine Wertpapiere, sondern verschiedene ETFs.

Das Ziel der Portfolio-ETF ist es, das Risiko für Anleger noch weiter zu minimieren, indem sie nicht nur in Aktien investieren, sondern Aktien-ETFs mit Anleihen-ETFs mischen. Je nachdem für welchen Portfolio-ETF du dich entscheidest, kannst du so festlegen, ob du zu 20 %, 40 %, 60 % oder 80 % in Aktien investiert sein möchtest.

Ich will ehrlich zu dir sein, ich weiß zwar, was Portfolio ETFs sind, aber ich habe mich nie intensiv genug damit beschäftigt, um dir wirklich sichere Empfehlungen zu geben. Zumindest hast du aber mal gehört, dass es sowas gibt.

Robo-Advisor

Ein bisschen ähnlich wie die Portfolio-ETFs, sind sogenannte Robo-Advisor. Ein Robo-Advisor ist ein Roboter bzw. ein Algorithmus der die Verwaltung deiner Geldanlage automatisch erledigt.

Alles, was du machen musst, ist deinen Risikotyp zu bestimmen. Dazu musst du in aller Regel bei der Anmeldung einen Fragenkatalog beantworten. Neben ein paar allgemeinen Fragen zu deinem Vermögen und deinen Vorstellungen geht es darum, wie viel kurzfristige Verluste du bei Börsenschwankungen aushalten kannst.

Auf Basis deiner Antworten stellt der Robo-Advisor ein Portfolio zusammen. Die Anlageklassen sind zum Beispiel Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder auch Immobilien. Hast du eine hohe Risikobereitschaft, werden sich mehr Aktienfonds in deinem Portfolio finden. Wenn du weniger Risiko eingehen möchtest, werden mehr Anleihen beigemischt. Also im Grunde ähnlich wie bei den Portfolio-ETFs.

Wenn du mit den Vorschlägen des Robo-Advisor zufrieden bist, dann wird er automatisch damit beginnen das Geld zu verteilen, ETFs zu kaufen oder zu verkaufen, was auch immer der Algorithmus in deinem Falle für korrekt erachtet.

ETF selber auswählen

Du kannst dich auch selbst durch die große Auswahl an handelbaren ETFs wühlen und selbst den perfekten ETF für dich suchen. Vielleicht möchtest du ja in einen bestimmten Markt oder nachhaltige Unternehmen investieren.

Damit du den passenden ETF findest, habe ich dir hier in paar Kennzahlen zusammengetragen, auf die du achten kannst, um die Qualität des ETFs zu bestimmen. Hilft ja nichts, wenn du den passenden Indexfonds gefunden hast aber er in ein paar Monaten wieder aufgelöst wird.

Alter des Fonds

ETF Anbieter bringen oft neue ETFs heraus, aber nicht jeder ist für die Ewigkeit gedacht. Einige verschwinden fast genauso schnell wieder, wie sie aufgelegt wurden. Ich würde mich für keinen ETF entscheiden, der nicht mindestens drei Jahre am Markt überstanden hat.

Fondsvolumen

Das Fondsvolumen sagt dir, wie viel Geld in dem ETF angelegt ist und ist ein besonders wichtiger Faktor für die Auswahl eines ETFs. Zum einen sind ETFs mit großem Volumen häufig günstiger. Zum anderen ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein ETF aufgrund schlechter Performance vom Markt genommen wird, bei größerem Volumen unwahrscheinlicher.
Halt die Augen nach etablierten und liquiden ETFs offen, die ein Fondsvolumen von mindestens 50 Mio. EUR haben.

Total Expense Ratio (TER)

In der TER sind sowohl Verwaltungsgebühren und Depotgebühren als auch Lizenz- und Vertriebsgebühren enthalten. Als Anleger solltest, du im Auge behalten, wie hoch die Gebühren für einen ETF sind, den du in deinem Depot hast.

Neben diesen drei wichtigen Punkten gibt es nach andere Dinge, die bei der Auswahl eines ETFs eine Rolle spielen können. So z.B.:

  • Wertentwicklung
  • Tracking-Qualität
  • Sparplanfähigkeit
  • Nachhaltigkeit
  • Replikationsmethode
  • Ertragsverwendung
  • ETF-Anbieter
  • Fondswährung
  • Fondsdomizil

Wie ich bereits am Anfang dieses Artikels gesagt habe, man kann das Thema ETFs exakt so kompliziert oder einfach angehen, wie man es möchte.

Fazit

Es gibt viele Möglichkeiten, als Anfänger in den Vermögensaufbau mit ETFs einzusteigen und dabei muss am Anfang auch nicht alles perfekt sein. Du wirst dich weiter entwickeln und vielleicht dein Depot und dein Portfolio anpassen, viel wichtiger als am Anfang schon alles zu wissen und richtigzumachen, ist überhaupt erst mal zu starten.

Jeder der ein Depot eröffnet und einfach erst mal in einen breit diversifizierten ETF investiert hat demjenigen, der erst noch alles ewig analysieren muss, einiges voraus.

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